A Monkey's Notebook

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Schreiber bei nordbayern.de, Alfonz, Nürnberger Nachrichten, Comic Report, Comic! Jahrbuch. https://twitter.com/bjnbff

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2666 - Roberto Bolaño, Christian Hansen
Manchmal glaubte er, dass er nicht mehr las, weil er Atheist war. Nicht zu lesen war sozusagen die höchste Stufe des Atheismus oder zumindest des Atheismus, wie er ihn verstand. Wenn du schon nicht an Gott glaubst, wie dann an ein verdammtes Buch?, dachte er.
!!! spoiler alert !!! Review
2 Stars
Lob einer dicken Werbebroschüre
Der Marsianer - Andy Weir

Für jedes Problem gibt es eine Lösung - selbst wenn man alleine auf dem Mars sitzt. Keine Kommunikation zur Erde. Kein Essen. Keine Beschäftigung. Nur die endlosen Weiten des Planeten. Doch es gibt Menschen, die kennen keine Probleme, sondern nur Herausforderungen. So wie Mark Watney.

 

Seine Kollegen halten ihn bei einer Mission auf dem roten Planeten fälschlicherweise für tot, weswegen Watney dann alleine zurückbleibt und im Logbuch seinen Kampf ums Überleben beschreibt.

 

Ich hätte nur dann das Kommando der Mission übernommen, wenn ich der einzige Überlebende auf dem Mars gewesen wäre. Was soll ich sagen? Ich habe das Kommando.

 

Dass dem US-Autor Andy Weir hier eine großartige Ausgangsposition gelingt, geschenkt. Dass er schreiben kann, passt auch. Dass "Der Marsianer" nur unterhalten will, spätestens ab der ersten Seite klar. Doch trotzdem gehen mehrere Sachen nicht auf, sodass die Geschichte sehr oft stockt.

 

Mark Watney zweifelt nicht. Nie. Unter keinen Umständen. Der Mann hat einen ungebrochenen Überlebenswillen. Obwohl er eineinhalb Jahre auf dem Mars sitzt. Auf keiner Seite kommt ihm der leiseste Zweifel, dass er diese Mission nicht überleben könnte. Durch die gewählte Erzählposition aus der Weir schreibt, haut das einfach nicht hin. Watney wird im Laufe des Romans mehr und mehr unsympathisch und nervig. Kein Problem ist groß genug, dass es er als Astronaut, Botaniker und Ingenieur nicht lösen könnte.

Das Wohnzelt fliegt ihm um die Ohren? Er hat keine Kartoffeln zu essen? Er muss mal eben die Pathfinder-Sonde finden? Staubstürme? Alles kein Problem. Niemals.

(show spoiler)

Besteht die klassische Heldenreise aus Hindernissen, rast Watney nur so durch die Tage und erledigt alles sofort und perfekt. Und sollte doch mal was nicht ganz hinhauen - macht nichts, kriegt er auch hin.

 

Dazwischen springt die Handlung immer mal wieder auf die Erde zur NASA, die an der Lösung arbeitet, Watney wieder auf nach Hause zu bringen. Und spätestens an der Stelle war ich leider raus: Denn die Charaktere zeichnet Weir alle stereotyp und vorhersehbar. Nicht eine Figuren bleibt großartig im Gedächtnis, alles sind mehr oder weniger typische amerikanische Helden, welche die Ärmel hochkrempeln und die Dinge sofort anpacken.

 

Und da hört es dann leider auch nicht auf, denn zwischen den Figuren gibt es keinerlei Reibung. Watney ist ein ziemlich chauvinistischer Nervsack und er lässt keine Gelegenheit aus, das auch zu zeigen. Weir hat mehrere Charaktere drin, die sich an ihm reiben müssen - alleine jedes Mitglied seiner Crew hätte von ihren Anlagen Grund genug gehabt, ihn nach drei Tagen auf der Hinreise aus dem Raumschiff zu schmeißen.

 

Am Ende kommen dann noch ein, zwei Schwächen in der Erzählposition rein. Auf einmal wechselt Weir für ein paar Sätze zu einem allwissenden Erzähler, springt dann wieder zu schnell zwischen Erde und Mars hin und her oder lässt ganze Episoden einfach raus.

 

Das ist sicher alles solide und nett gemeint und gemacht, aber irgendwie mehr auch nicht. Nach zahlreichen Lobeshymnen in Blogs und dem Auftauchen auf diversen Jahreslisten hätte das irgendwie alles besser sein können. Am Ende blieb mir nur das Gefühl, dass dies eine 500-seitige Werbebroschüre der NASA ist. Und sowas kommt bei mir eigentlich nicht mal in den Briefkasten.